Der neue Bottle Carrier von Schoeller Arca

Aus: Getränkeindustrie 01/08

Die Geschichte des Bottle Carriers beginnt mit einem Bier-Sixpack, das zu Promotion-Zwecken “unten ohn” sein sollte – ohne Kartonverpackung nämlich. Sechs Flaschen in die Laschen eines Polyethylen-Gestells hineinklippen – fertig. Zu diesem Zweck wurde das Prinzip des Bottle Carriers im Jahr 2003 bei Schoeller Wavin Systems, dem Vorgänger der heutigen Schoeller Arca Systems GmbH, erfunden. Derzeit kommen nun die ersten Gerolsteiner-Produkte in 1,5l- und 1l-PET-Flaschen in dem neuen Trägersystem auf den Markt.

Die Gerolsteiner Brunnen GmbH war Entwicklungspartner des neuen Trage- und Verpackungssystems. Mit 1,5 Liter Flaschen schon etwas früher regional serienmäßig im Carrier gestartet sind der Carolinenbrunnen der Bielefelder Wüllner Mineralquellen und die Peterstaler Mineralquellen aus dem Schwarzwald. Mit “sehr positiver Resonanz aus dem Handel”, wie Vertreter der Vorreiterunternehmen berichten. Auch das Interesse bei den Geträkeherstellern aus dem In- und Ausland sei, so die Ansprechpartner bei Schoeller Arca, groß.

Optimale Positionierung am POS

Was kann der Carrier, das andere Systeme nicht können? Warum drängte Gerolsteiner darauf, das ehemalige Promotion-Trägersystem für PET-Einweg- und Mehrwegflaschen weiterzuentwickeln? Warum denken immer mehr Unternehmen darüber nach, ihre Flaschen auf diese Weise <>? “Genau deswegen”, kontert Erwin Treiber, Projektleiter für die Bottle Carrier bei Schoeller Arca. “Die Unternehmen haben so volle Kontrolle über eine ordentliche Präentation ihrer Getränke. Außerdem sind die Carrier perfekt in die Logistikprozesse des Unternehmens integrierbar und Äußerst bequem für die Kunden. Die könen darin – genau wie bei Mehrweg im Kasten – auch ihre Einwegflaschen endlich koordiniert wieder zurücktragen.” Denn eine wichtige Entwicklungsvorgabe war es, Dass die Flaschen nach dem ausklippen auch wieder einklippbar sein müssten. Und dies mehrfach. So auch im Markt selbst, wo Flaschen einzeln herausgenommen und präsentiert oder andere Sorten zur Mitnahme eingeklippt werden könen – ohne wie bei Folienverpackungen hässlich zerrupfte Folien und nicht mehr tragbare Restflaschen-Bändel in Kauf nehmen zu müssen.

Die Eigenschaften im Vergleich

“Bei Kosten, die sich völlig im gewohnten Rahmen halten”, versichert Schoeller Arca. Der Preis pro Carrier liege bei 7 Cent pro 1,5l-PET-Sixpack. Damit höher als bei rein transparenter Schrumpffolie, doch niedriger als bei bedruckter. Zudem ein kleines Umweltplus der Carrier: Sie sind aus Flaschenkasten- oder Verschlusskappen-Regenerat recycled. Und die Verpackungsmaschine für die Carrier-Lösung benögt nach Angaben der Hersteller mit 67 kw/h nur rund die Hälfte der Energie einer Schrumpffolien-Verpackungsmaschine.
Eine rein logische und konsequente Entwicklung also? Mag sein. Ein kleiner Nachteil ließ sich jedoch nicht vollstä¤ndig beseitigen: Die klassische Folie mit rund 24 Gramm ist und bleibt etwas leichter als der Carrier. Dabei lag die Tücke hierbei im Detail. Denn stabil, aber auch leicht und biegsam musste der Träger sein. Die Löung: Ein fachwerkartiges Verstrebungsnetz im Inneren des Trägers verteilt die einwirkenden Kräfte gleichmäßig und ist deutlich leichter und flexibler als ein massiver Plastikstrang. 28 Gramm Gewicht bringt der Bottle Carrier in Leichtbauweise bei der 1,5l-Sixpack-Version nun mit und übersteht die Falltests, Torsionstests etc. seiner Qualitätstestreihen problemlos.
Nächster kritischer Punkt war der Griff. Denn ein hoher, bequem zu greifender Tragegriff wie beim ursprünglichen Bier-Promotions-Träger-Prototyp war zwar gut zu tragen, dafür aber nicht ohne Umwege wie Zwischenebenen etc. auf Paletten stapelbar. Auch bei der voll automatischen Verarbeitung wäre der Griff im Weg gewesen. Zu umständlich, zu teuer im Handling: Der Griff wurde mit einer Lasche nach unten geklappt, die klein genug sein musste, dass sie sich durch das Gewicht der vollen Flaschen automatisch ausklappt, jedoch groß genug, um bequemen Tragekomfort zu ermöglichen. Eine scheinbare “Kleinigkeit” die aus Sicht der Entwickler jedoch den Knackpunkt für die Erfolgsaussichten des neuen Bottle Carrier-Systems im Markt darstellt.

Von der Idee zur Herstellung und Verarbeitung

Partner für den Anlagenbau war die Peter Suhling Automation GmbH mit Sitz im Niedersächsischen Suhr-Brinkum. Mit diesem Experten für Sondermaschinenbau und Prozessautomation als Partner wurden sowohl die Maschinen entwickelt, die die Bottle Carrier im Schoeller Arca Werk im bayerisch-schwäbischen Monheim herstellen, als auch die Maschinen, die die Flaschen in die Carrier packen. Die Carrier werden dabei von oben angeliefert und die Flaschen werden im Reißverschlusssystem durch sternförmige Räder in die Griffe gedrückt. Um alle Vorteile des Systems gegenüber den unsortierbaren Flaschen in der Schrumpffolienverpackung auszuspielen, sind dann im nächsten Schritt Kamera-Drehgreifer-Systeme mit Siemens S7-Steuerung integriert. Diese richten die Flaschen einzeln, jedoch ohne zu stoppen auf dem laufenden Band, dekorativ und branding-freundlich mit dem Etikett nach außen aus. Die EAN-Codes der Einzelflaschen liegen dadurch innen, was Verwechslungen mit dem Gesamtpaket beim Einlesen unmöglich macht.
Um die Einzelflaschen für die Palettierung endgültig zu fixieren, wird in der unteren Hälfte ein 5mm-Kunststoffband oder wahlweise auch ein bedruckbares Klebeband um die Flaschen gespannt, auf dem auch der EAN-Code für die Gesamtpackung angebracht wird. Hierfür entwickelte Suhling ein eigenes System. Dieses ummantelt die Flaschen nicht wie sonst üblich liegend, d.h. vertikal, sondern umfährt die ausgerichteten Flaschen horizontal mit einem Arm, um die Flaschenausrichtung exakt beizubehalten.
Die Packmaschine für die Bottle Carrier existiert derzeit in drei Baustufen: Für bis zu 8.000, für bis zu 18.000 und für bis zu 30.000 Flaschen pro Stunde. Für Promotions, Markttests etc. wurde zudem eine halbautomatische Anlage entwickelt, die verglichen mit den vollautomatischen Anlagen mit rund 80.000 Euro lediglich knapp ein Zehntel der Investitionen erfordert. Nun macht Entwicklungsvorsprung jedoch bekanntlich selten einsam. Der ein oder andere Branchenflurfunk spekuliert bereits über mpögliche Nachahmer. Wann ist damit zu rechnen? Schoeller-Arca-Projektmanager Erwin Treiber sieht dem gelassen entgegen. Für die Carrier sind von Schoeller Arca Patente angemeldet. Für die Verfahren im Anlagenbau liegen die Patente bei Suhling.
Für Schoeller Arca, die zuvor im Getränkebereich vor allem im Flaschenkasten- und damit Mehrwegsegment gesetzt waren, bedeuten die Bottle Carrier vor allem Eines: Den Einstieg in den permanent wachsenden Markt der Einwegsysteme, und damit ein Potential für neue nationale und internationale Mäkte. Dabei wirft Treiber ein, “verlieren wir natürlich auch unsere Brauerei-Kunden nach wie vor nicht aus dem Blick. Immerhin spart das System gegenüber dem mit Karton umverpackten Bier-Sixpack sechs bis acht Cent pro Einheit.” Und auch das PET-Sixpack muss im Bottle Carrier nicht immer ein Sixpack sein. Ob vier große, oder acht kleinere Flaschen: “Die Bottle Carrier sind ein Flaschen-Tragesystem der Zukunft”, prognostiziert Günther Huber, Geschäftsführender Gesellschafter beim Entwicklungspartner Peterstaler Mineralquellen. “Als Unternehmen mit innovativem Anspruch, haben wir schon länger nach einer ähnlichen Träger-Lösung wie in den USA auch für den deutschen Markt Ausschau gehalten. Derals Einweg-Löung mit besserer Akzeptanz und Qualität kommt in so fern genau richtig. Unsere Markttests bestätigen das. Sie verlaufen ausgesprochen positiv.”

Miriam Leunissen-Weikl