… ist es ja nun seit Planetactives Mega-PR-Aktion bekanntlich, „ja schon lange gewusst zu haben, dass Web 2.0 ein “leerer Hype“ oder eine „Mogelpackung“ oder „neuer Wein in alten Schläuchen (Kabeln ;-??)“ ist. Liebe iBusiness-Redaktion, deshalb habt gerade Ihr ja auch schon vor kurzem gleich das Web 3.0 ausgerufen, da 2.0 sowieso nur ein Hype ist ;)

Wie auch immer, nun wurde es Trend 3.0 bei iBusiness und anderswo das Web 2.0 totzusagen. Newsgroups und Communities gäbe es ja schon lange – und wieder machen alle mit und verkünden diese ja nun wirklich nicht unglaubliche, neue Erkenntnis, für die sich die Skeptiker vor Kurzem noch öffentlich prügeln lassen durften. 

Nicht, dass die Erkenntnis falsch wäre, ich erfreue mich ja schon seit einer Weile an diesem neuen Buzzword Web 2.0, das ich nicht recht inhaltlich gefüllt bekomme, aber: noch eigenwilligerer Stil ist es, wenn man wie die Deutsche Bank „Research“-Abteilung ausgerechnet JETZT mit dem ultimativen Hochgesang aufs Web 2.0 auf den Markt kommt. So geschehen im DBResearchReport, datiert auf den 12. September 06. Sogar den Tod verschlafen, würde ich das nennen. Witzigerweise habe ich diesen Link zum DB-Research von Prof. Christoph Neuberger – einem der  traditionellen Web 2.0 Skeptiker – zugeschickt bekommen.

Na eigentlich wollte ich erst gar nicht unbedingt lästern, da es gerade so schön in den Läster-Trend 3.0 reinpasst und mir macht es ja eigentlich immer deutlich mehr Spaß, widerum gegen solche Läster-Trends anzulästern. Aber die Steilvorlage der Deutschen Bank ist einfach zu perfekt: „Medienwirtschaft vor dem größten Umbruch seit Gutenberg“ steht da (und ich dachte das Internet sei vorher schon erfunden worden). Schön fand ich auch „In der dritten Ära der Mediengeschichte“. Und: „Immer mehr Leser ziehen die ständig aktualisierte, unterhaltend aufgemachte Information der Medien-Websites der Information durch Zeitungen vor“. Was bitte ist jetzt an News in Spiegel Online oder Tagesschau Online etc., heute noch so viel unterhaltsamer als die Panorama-Seite der Süddeutschen. Schon mal reingeschaut ? Vielleicht ist es einfach nur ein anderer Übertragungskanal in vielen Fällen?

Also über den paternalistischen Schutz meritorischer Güter, den die DB in der Deutschen Medienpolitik in einem intellektuellen Anflug sieht, will ich mal schweigen. Ob die Ãœberspringung der Werbung ein Vorteil und die Datenschutzprobleme ein gravierender Nachteil sind, wird sich dagegen noch zeigen müssen. Aber Hauptsache, alles was irgendwo einmal gesagt wurde, ist hier in diesem “Research-Bericht” noch einmal nachgebetet. Kann es nicht sein, dass die Werbeausgaben der Unternehmen dann sinken und dass dann die Programme generell kostenpflichtig werden und wie war das dann mit den meritorischen Gütern und dem Staatseingriff und … Na egal. Aber: Mensch Leute, wie wäre es mit eigenem Nachdenken, bevor man einen teuren „Research-Report“ schreibt.  Wie wäre es mit neuen Ideen? Und ein P.S. Neubergers – über das ich herzlich gelacht habe – war: Und schreibt beim nächsten Mal “Bertholt” Brecht doch bitte wenigstens zwei Mal gleich falsch – und nicht zwei Mal verschieden falsch, wenn Ihr seine Medientheorie zitiert.