Tue
04. Dec
2018
Augsburg gründet! – Eine Diskussion u.a. über Medien-StartUps
Erstellt von webcat72 in Aktuelles, Networking, StartUpBeitrag kommentieren
Geld für StartUp Förderung, auch für Medienthemen, ist dann auf dem Markt, wenn Technologie dahinter steckt – so der gemeinsame Nenner der Aussagen der Experten für Gründungsfinanzierung bei der Veranstaltung „Augsburg gründet!“ am 21. November in der Kongresshalle Augsburg.
Lebendes Beispiel auf dem Podium zum Thema „Eigenkapitalförderung“ war Julia Köberlein. Sie ist Ideengeberin und eine der drei Gründerinnen der Kontextlab GmbH. Als Julia und ihre Co-Founder mit Kontextlab gestartet seien, so erzählt sie, wollten sie ein neues journalistisches Produkt auf den Markt bringen. „Der Kontext“ ist bis heute ihr Aushängeschild für den redaktionellen Einsatz der Kontext-CMS-Software. Doch Geld verdient das Start-up KontextLab GmbH nach eigenen Aussagen inzwischen vor allem durch die Lizensierung ihres „CMS Systems für digitale Wissenslandkarten“. Diese ist in verschiedensten Branchen und Themenfeldern im Einsatz. Darunter Bildung und Telelernen, in der internen Kommunikation bei Siemens, bei der verbandsinternen Wissensvermittlung zu Normungs- und anderen komplizierten Wissensthemen – und ja, gelegentlich auch im Online-Themeneinsatz bei hochspezialisierten Fachverlagen.
Markus A. Schilling von BayStartUP bestätigt diese Wahrnehmung und setzt noch einen drauf: „Investoren legen Wert auf skalierbare Businessmodelle mit starkem Wachstumspotential, die nach einigen Jahren zu einem Vielfachen des Einstiegswerts verkauft werden können.“ Einfache Zeitschriften oder Blogs fielen hier erkennbar nicht in den Auswahlkreis. Aber man müsse, so sein Rat, noch mehr bedenken. Denn Eigenkapital – also Finanzierung durch Venture Kapital und institutionelle Investoren sei auch dann der falsche Weg, wenn man plane, ein Familienunternehmen für die nächsten Generationen zu gründen.“ Zudem, hier frisst der Erfolg seine Kinder, wurde in einer anschließenden Diskussion mit einem Gründer klar, dass es, wenn das junge Unternehmen tatsächlich erfolgreich skalierbar sei, in der Regel auch wegen des stark gewachsenen Werts später auch nicht mehr möglich sei, seine Anteile zurückzukaufen. Wenn dann der Investor Cashout fordere, sei Verkauf die einzige Option. Bedenken müsse man zudem, dass Venture Kapital in der Regel frühestens zur Verfügung steht, wenn erste Verkaufserfolge und Kunden vorzeigbar seien und bewiesen sei, dass z.B. die Logistik funktioniere.
Finanzierung durch Banken – also Fremdkapital – sei in solchen nachhaltig geplanten Businesscases attraktiver, sind sich alle einig. Doch Marcus Gulder, auf dem Podium als Vertreter der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft mbH und enger Kooperationspartner der LfA Förderbank Bayern, warnt in diesem Punkt vor zu großen und vor allem frühen Hoffnungen. Die Banken können aufgrund ihrer Kreditvorschriften nicht in Ideen oder junge Produkte ohne Sicherheiten investieren. Hierzu müssten schon erste valide Erfolge des jungen Unternehmens vorliegen. Sein Partner, die LFA Landesförderbank Bayern, sei hier allerdings etwas flexibler, da sie unter anderem durch ihre Kooperation mit der BayBG und anderen Investorennetzwerken auch über ein Seed- und Venture-Investorennetzwerk für stille Beteiligungen für Unternehmen ohne dingliche Sicherheiten verfüge. Auch sei die BayBG im Unterschied zu vielen anderen aktuellen Förderprogrammen nicht ausschließlich auf Technologiecases fokussiert.
KontextLab mit der Mediengestalterin Julia, dem Python Webprogrammier-Experten Erich Seifert sowie einem Redakteur ist einen anderen Weg gegangen. Seine Seedfinanzierung – also Idee bis erster Software Umsetzungsphase – bewältigte es dank EXIST, einem bundesweiten Gründerprogramm für Hochschulausgründungen, das jungen Gründern bis fünf Jahre nach Hochschulabschluss über das erste Gründungsjahr hilft. Später folgte eine Crowdfunding-Kampagne, bewusst, so Julia, bei der Plattform startnext, da dort schon mehrere Medienprojekte erfolgreich gelaufen waren. Das Kickstarter Publikum sei nach ihren Eindrücken eher produktorientiert. Ebenso bekam das Team in jener Phase beim Media Lab Bayern und bei Medieninnovationszentrum MIZ in Berlin Babelsberg finanzielle sowie Coaching-Unterstützung. „Wobei wir für das MIZ als GmbH die kommerzielle Ausnahme waren; hier geht es ja in der Regel mehr um soziale Projekte. In sofort mussten wir den dort entwickelten Programmteil für die automatisierte Medienverwaltung dann auch als Open Source Code zur Verfügung stellen.“
Außerdem so die Experten, gebe es wenn man einen gewerblichen Partner für sein Projekt finde, auch Zuschüsse für Softwareentwicklung in Bayern sowie weitere Förderprogramme für Softwareentwicklung bundesweit. Allerdings seien derartige Programme immer heikel und an hohe Hürden sowie häufig viel Eigenkapital geknüpft, um sich nicht dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung im Sinne der EU-Reglementierung auszusetzen.
Deutlich fiel in so fern das Fazit für Medienschaffende oder Freie Journalisten und Journalistinnen aus, die mehr vorhaben als ihre Zukunft mit Pauschalen und Zeilengeld zu finanzieren: Auf die Technologie kommt es an. Wer dabei b2b ansteuert, ist in Bayern gut aufgehoben. Consumer Themen wie Handel oder Food, so Schilling, fliegen oft besser in Berlin. Bei Medien sei im professionellen Investorenmarkt auf jeden Fall kein Invest für „das Magazin oder den Blog XY zu erwarten“. Den müsse man aus dem Friends & Family Programm finanzieren und dann klassisch aus dem laufenden Cashflow und mit Werbung weitertreiben“. Wer jedoch an Medieninnovationen arbeitet, so Schilling, für den gebe es noch eine weitere Anlaufstelle. Ein solches Team könne sich auch an einen Zusammenschluss namhafter Verlage wenden, der hierfür Mittel bereitstellt. In diesen sei z.B. vor Ort in Augsburg auch die Presse-Druck und Verlags Gruppe involviert.
May 19th, 2019 at 4:16
Agentur
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